Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services" (IPBES)

Die "Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services" (IPBES) ist ein zwischenstaatliches Gremium, das helfen soll, umweltpolitische Entscheidungen nach bestem Stand des Wissens zu treffen. Die Grundidee dabei ist, dass politische Entscheidungsträger Anfragen an IPBES stellen können und IPBES versucht, den aktuellen Stand des Wissens zum jeweiligen Problem in einem sog. Assessment zusammen zu tragen und Handlungsoptionen mit ihren jeweiligen Konsequenzen aufzuzeigen.

Formal wurde IPBES 2012 gegründet und bei der zweiten Vollversammlung der inzwischen mehr als 130 Mitgliedsstaaten im Dezember 2013 in Antalya hat IPBES ein erstes Arbeitsprogramm für den Zeitraum 2014-2019 beschlossen. Diese Arbeitsprogramm baut auf verschiedene Aktivitäten in den Bereichen capacity building, knowledge generation, policy tools und assessments, wozu Expertengruppen und Taskforces eingesetzt wurden. Die Mitglieder dieser Gruppen wurden von Staaten und Organisationen nominiert und vom IPBES-Vorstand (Bureau) und dem Wissenschaftsgremium (Multidisciplinary Expert Panel MEP) ausgewählt. Die Mitarbeit der Wissenschaftler erfolgt ehrenamtlich und auch alle finanziellen Beiträge der Mitgliedsländer erfolgen nur auf freiwilliger Basis.

Das erste Arbeitsprogramm sah folgende Assessments vor:

Bei der siebten Vollversammlung 2019 in Paris wurde ein zweites Arbeitsprogramm ins Leben gerufen, in dem in den kommenden Jahren zunächst Berichte zu folgenden Themen angefertigt werden sollen:

  • Verknüpfung von Biodiversität mit Nahrung, Gesundheit und Trinkwasser (Zieldatum 2025)
  • Faktoren für einen Wandel im Umgang mit der Biodiversität (Zieldatum 2024)
  • Verknüpfung zwischen Biodiversität und Wirtschaft (Zieldatum 2025)
  • Zusammenhang von Klimawandel und Biodiversitätsverlust (Zieldatum 2022)

Die Arbeitsgruppen zu den anderen Funktionen von IPBES, wir z.B. zu Fortbildung und Politikinstrumenten bestehen weiter. Das Sekretariat von IPBES (mit Sitz in Bonn) präsentiert die IPBES-Produkte und informiert auf seiner eigenen Internetpräsenz über laufenden Entwicklungen, alle getroffenen Entscheidungen der Vollversammlungen und über die aktuelle Zahl der Mitgliedsstaaten.

Der lange Weg zu IPBES

So sperrig die Abkürzung IPBES ist, so lang ist auch die Geschichte der Entstehung dieses globalen Gremiums: bis nämlich aus dem Gedanken, eine internationale Schnittstelle zwischen der weltweiten Biodiversitätsforschung und der für die Umsetzung zuständigen Politik zu schaffen (Millenium Ecosystem Assessment 2001), Realität wurde, ist ein Zeitraum von 10 Jahren vergangen. Als wichtigen Zwischenschritt entwarf das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) 2007 einen Vorschlag zur Bildung eines "Weltbiodiversitätsrats" nach Vorbild des Weltklimarats (IPCC), die sog. Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Dabei kamen die beiden letzten Buchstaben E und S für Ecosystem Services erst gegen Ende der Ausarbeitung hinzu, als sich in den globalen Umweltabkommen die Idee durchsetzte, dass Ökosysteme Dienstleistungen für das Wohlbefinden der Menschen erbringen, die zum einen nicht unerschöpflich sind und zum anderen einen Wert darstellen, der sich auch ökonomisch fassen lässt. Die neunte Vertragsstaatenkonferenz der CBD (COP 9) im Mai 2008 begrüßte offiziell den Vorschlag von UNEP und die Anstrengungen zu einem ersten weltweiten Treffen zur Beratung eines IPBES. Eine Lückenanalyse von UNEP stellte 2009 fest, dass es zwar weltweit viele verschiedene Schnittstellen zwischen biodiversitätsbezogener Wissenschaft und Politik gibt, diese aber in unterschiedlichen räumlichen Skalen agieren (mal national, mal regional), nicht regelmäßig arbeiten und oft auf Einzelprojekten beruhen und außerdem zum größten Teil nicht dauerhaft finanziert sind. Die Studie kam daher zu dem Schluss, dass keiner der existierenden Mechanismen den globalen Anforderungen eines IPBES genügt und empfahl deshalb die Gründung eines neuen globalen Instruments. Die UN-Vollversammlung hatte dann im Dezember 2010 beschlossen, IPBES als unabhängige zwischenstaatliche Einrichtung formal zu gründen. Der UNEP Governing Council beauftragte im Februar 2011 UNEP, noch im gleichen Jahr zu einer ersten Plenumssitzung einzuladen, an der alle UN-Mitgliedsstaaten und Organisationen der Zivilgesellschaft teilnehmen dürfen. Diese Sitzung fand dann in Nairobi statt, aber die Verhandlungen waren so umfangreich und schwierig, dass ein zweites Treffen im April 2012 in Panama angesetzt werden musste, um IPBES schließlich formal zu gründen. Etwa 90 Staaten unterzeichneten in Panama die Gründungsresolution. Eine wichtige Entscheidung fiel gleich in Panama: Der Sitz des internationalen Sekretariats wurde nach Bonn vergeben. Erst im vierten Wahldurchgang setzte sich Deutschland mit 47 zu 43 Stimmen gegen Korea durch. Zuvor hatten die Vertreter der UN-Mitgliedsstaaten sich gegen die Mitbewerber Indien, Frankreich und Kenia entschieden. Eine erste Vollversammlung der mittlerweile deutlich über 100 Mitgliedsstaaten fand im Januar 2013 in Bonn statt. Dabei wurde neben der Festlegung vieler prozeduraler Regeln vor allem der IPBES-Vorstand (Bureau) mit seinem Vorsitzenden Prof. Zakri Abdul Hamid (Malaysia) gewählt und das wissenschaftliche Kerngremium, das Multidisciplinary Expert Panel (MEP) für zwei Jahre besetzt. Es wurde auch vereinbart, dass der Vorsitz alle drei Jahre an eine andere UN-Region weiter gegeben wird und von IPBES 5 bis IPBES 7 (2016-2019) hatte Prof. Robert Watson (Großbritannien) den Vorsitz. Bei IPBES 7 in Paris (2019) wurde Ana Maria Hernandez aus Kolumbien zur Vorsitzenden gewählt. Auch das MEP wird alle drei Jahre neu besetzt.